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Natur- & Artenschutz

Das Hessische Naturschutzgesetz ermöglicht es, Flächen bzw. Objekte als Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, Naturdenkmal, Geschützter Landschaftsbestandteil, Nationalpark, Biosphärenreservat oder Biotopverbundfläche auszuweisen. In Nauheim kommen folgende Schutzkategorien vor:

Naturschutzgebiete

Nach dem Hessischen Naturschutzgesetz sind Naturschutzgebiete rechtsverbindlich festgesetzte Flächen, in denen der besondere Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder Lebensstätten bestimmter wildwachsender Pflanzen - oder wildlebender Tierarten - aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, landeskundlichen Gründen, wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit erforderlich ist. Im Bereich der Gemeinde Nauheim befinden sich Teilflächen der folgenden Naturschutzgebiete:

Der Niederwald von Groß-Gerau

Der größte Teil dieses Naturschutzgebietes, rund 77 Hektar, liegt in der Gemarkung Groß-Gerau. Nur 3 Hektar gehören zur Gemarkung Nauheim. Hier soll der typische urwüchsige Auenwald auf feuchten und nassen Standorten geschützt und entwickelt werden. Entlang des Heegbaches, der hier die Gemarkungsgrenze zwischen Nauheim und Groß-Gerau markiert, stehen noch einige prächtige alte Ulmen. Dieser Laubbaum ist aufgrund einer tödlichen Pilzerkrankung in unseren Wäldern sehr selten geworden.

Mönchbruch von Mörfelden und Rüsselsheim

Der Mönchbruch ist mit ca. 940 Hektar nach dem Kühkopf Hessens zweitgrößtes Naturschutzgebiet. Die interessantesten Teile des Gebietes, prächtige Auenwälder, große Wiesen mit zum Teil seltenen Pflanzen, Wassergräben mit interessanten Amphibien und wirbellosen Tieren, liegen nördlich der Bundessstraße B486. Ein Teil des Naturschutzgebietes, darunter auch eine etwa 10 ha große Waldfläche der Nauheimer Gemarkung, erstreckt sich im Süden der Bundesstraße.

Erlenwiese und Kratzenau von Groß-Gerau und Nauheim

Dieses Naturschutzgebiet erstreckt sich südwestlich der Bahnlinie Nauheim - Groß-Gerau entlang des Schwarzbaches, des Waldwiesengrabens und des Hegbachs. 25 Hektar des 61,2 Hektar großen Gebietes liegen auf Nauheimer Gemarkung. Das Naturschutzgebiet ist äußerst abwechslungsreich. Hier finden wir unterschiedliche Gehölzbestände, Schilfflächen, feuchte Wiesen, trockenere Wiesen auf dem Schwarzbachdamm und eben die kleinen Fließgewässer, die den Charakter des Gebietes prägen.

Natura 2000

Natura 2000 ist ein europaweites Netzwerk von Schutzgebieten, das dem Erhalt gefährdeter Arten und Lebensräume dient. Es basiert auf der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) und der Vogelschutzrichtlinie der EU. Ziel ist es, die biologische Vielfalt langfristig zu sichern und gleichzeitig eine nachhaltige Nutzung der Flächen zu ermöglichen.

In der Gemarkung Neuheim befinden sich folgende Natura 2000 Gebiete:

Vogelschutzgebiet „Streuobst-Trockenwiesen bei Nauheim und Königstädten“

Dieses rund 545 Hektar große Gebiet umfasst wertvolle Streuobstwiesen und Trockenrasenflächen, die Lebensraum für zahlreiche seltene Vogelarten bieten. Hier findet sich das größte hessische Wiedehopf-Vorkommen. Es ist geprägt von Obstbäumen verschiedener Sorten, sowie stehendem und liegendem Totholz, dass vielen Tierarten als Lebens- und Nahrungsgrundlage dient.

Vogelschutzgebiet "Hessische Altneckarschlingen"

Ein großflächiges Feuchtgebiet (rund 2.900 Hektar) entlang ehemaliger Neckarschlingen mit Röhrichten, Feuchtwiesen und Bruchwäldern. Es dient als bedeutender Rast- und Brutplatz für zahlreiche Vogelarten wie Schilfrohrsänger, Grauammer und Rotmilan.

Vogelschutzgebiet "Mönchbruch und Wälder bei Mörfelden-Walldorf und Groß-Gerau" und FFH-Gebiet "Wald bei Groß-Gerau"

Diese beiden Schutzgebiete überschneiden sich teilweise. Einzelne Waldflächen in der Gemarkung Nauheim fallen unter beide Schutzkategorien. Strukturreiche, ältere Wälder mit teils hohem Grundwasserstand bieten zahlreichen Vogelarten wertvolle Lebensräume und sind ökologisch besonders bedeutsam.

Geschützte Landschaftsbestandteile

Dies sind nach dem Hessischen Naturschutzgesetz rechtsverbindlich festgesetzte Teile von Natur und Landschaft, deren besonderer Schutz zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- oder Landschaftsbildes, zur Erhaltung und Verbesserung des Kleinklimas, zur Erhaltung von Fließgewässersystemen einschließlich der Talauen oder zur Abwehr schädlicher Einwirkungen erforderlich ist. In der Gemarkung Nauheim befindet sich der Geschützte Landschaftsbestandteil "Seichböhl von Nauheim".

Seichböhl von Nauheim

Der über 110 ha große Seichböhl ist für Naturfreunde ein wahrer Edelstein. Viele Vogelarten, die anderswo längst ausgestorben sind und auf den roten Listen stehen, fühlen sich im Seichböhl wohl, darunter der Steinkauz, den bereits die alten Athener verehrten und auf ihre Münzen prägten. Für den seltenen Wiedehopf ist der Seichböhl sogar das beste Brutgebiet in ganz Hessen.

Dabei ist der Seichböhl eine typische vom Menschen geprägte Kulturlandschaft. Hier wurden schon vor hundert Jahren Obstbäume angepflanzt, meist auf sehr kleinen und schmalen Parzellen. Jeder der vielen Eigentümer und Pächter bewirtschaftet sein Grundstück ein wenig anders, manche tun es gar nicht mehr.

Dadurch entsteht ein buntes Mosaik unterschiedlichster Strukturen - beste Voraussetzung für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Der Seichböhl ist eines der seltenen Beispiele für ein gedeiliches Miteinander von Mensch und Natur. Weil dies so ist und weil dies auch künftig so bleiben soll, hat die Gemeinde in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden einen Bebauungsplan für das Gebiet aufgestellt. Dieser Bebauungsplan erlaubt in gewissem Rahmen die Errichtung von Einzäunungen und Gerätehütten - aus Sicht des Naturschutzes eine durchaus sinnvolle Regelung um den Charakter des Gebietes langfristig zu erhalten.

Naturdenkmäler

Nach dem Hessischen Naturschutzgesetz sind Naturdenkmäler rechtsverbindlich festgesetzte Einzelschöpfungen der Natur, deren besonderer Schutz aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist. Die aktuelle Ausweisungsliste des Landkreises Groß-Gerau enthält für Nauheim drei Naturdenkmäler, die Förster-Pitzer-Eiche, die Körnerlinden und die Roßkastanie auf dem Friedrich-Ebert-Platz.

Förster-Pitzer-Eiche

Diese mächtige Stieleiche steht etwa 500 Meter vom Odenwaldclubhaus entfernt an der Blechschneise. Ihr Umfang misst über 5 Meter, ihr Alter dürfte fast 400 Jahre erreichen. Irgendwann ist aber auch das Leben eines Baumes zu Ende. Vor wenigen Jahren brach der einzige von der einst mächtigen Krone verbliebene Starkast ab. Das Leben der Eiche neigt sich ihrem Ende zu. Der verbliebene Stamm wird aber noch viele Jahre zahlreichen Tieren Nahrung, Unterschlupf und Lebensraum bieten. Der Baum wurde nach Heinrich Pitzer II. benannt, der von 1912 bis 1946 die Stelle des Revierförsters im Nauheimer Unterwald inne hatte.

Die Körnerlinden

Direkt vor dem Odenwaldclubhaus, einem ehemaligen Forsthaus an der Blechschneise steht diese Gruppe aus ursprünglich 6 Linden. Markante Wurzelanläufe, Verwachsungen, Hohlkehlen und Beulen prägen das bizarre Bild der Baumgruppe. Sie wurden im Jahr 1881 vom Förster Georg Körner gepflanzt, nach dem das Naturdenkmal heute benannt ist.

Die Rosskastanie auf dem Friedrich-Ebert-Platz

Über 120 Jahre hat dieses Wahrzeichen Nauheims schon auf dem Stamm. Obwohl der Baumchirurg schon mehrmals Hand anlegen musste erfreut sich unser Kastanienbaum trotz seines hohen Alters noch guter Gesundheit.

Ulme in der Kranichstraße

Im Jahr 2013 hat die Untere Naturschutzbehörde Groß-Gerau im Kreis neun weitere Bäume als Naturdenkmale ausgewiesen. Darunter befindet sich auch eine prächtige Ulme auf einem Privatgrundstück in der Kranichstraße in Nauheim.